Reise in die Theater- und Sprachwelt des William Shakespeare

Zum vierten Mal, seit seinem ersten Auftritt im Forum der Europaschule Langerwehe im Jahre 2008, nahm Patrick Spottiswoode, der Direktor der pädagogischen Abteilung des Globe Theatre in London, seine jugendlichen ZuhörerInnen in seinem 70minütigen informativen und sehr unterhaltsamen Vortrag mit auf eine Reise in die Theaterwelt des William Shakespeare.
Denn diese war eine ganz andere als die der heutigen kulturbefllissenen Theatergänger. Weder die Theater noch deren Personal, die Schauspielerinnen und Schauspieler, waren gesellschaftlich „respektabel“ und weit davon entfernt die Stars zu sein, die sie heute sind.
Dennoch war das Theater ein ungemein wichtiger Ort im Elisabethanischen England. Hier nahm man sich die (künstlerischen) Freiheiten, die draußen nicht existierten. Besonders wichtig hierfür war der Dialog zwischen den Schauspielern und dem Publikum, der durch viele Faktoren gewährleistet war, wie z.B. durch die Nähe der Zuschauer zur Bühne, durch den runden Theaterbau und durch das fehlende Abdunkeln der halbrunden, zur Bühne orientierten Zuschauerränge – denn gespielt wurde bei Tageslicht und jeder konnte und sollte jeden sehen. So kann man die Atmosphäre, die zur Zeit Shakespeares im Theater herrschte, heutzutage wohl eher mit der in Fußballstadien vergleichen.
Shakespeare, so Spottiswoode weiter, wäre doch sehr, sehr verwundert gewesen, wenn er zu Lebzeiten einen Blick in die Zukunft hätte werfen können. Nicht nur wäre er sehr erstaunt über die Entwicklung des Theaters gewesen; die Tatsache, dass das Englische eine solche globale Bedeutung erlangt hat, hätte den Barden doch sehr verwundert. Dies war im 16./17. Jahrhundert noch ganz anders, hier waren Latein und Griechisch die Sprachen der Bildung. Das Englische erwies sich schnell als begrenzt, um all die Dinge auszudrücken, die in dieser Zeit entdeckt wurden (so z.B. die Kartoffel in Südamerika) bzw. der Phantasie z.B. eines William Shakespeare entsprangen. Wortschöpfungen, -entlehnungen und -übertragungen mussten her, um Englisch zu der Sprache zu machen, wie man sie heute kennt.
Shakespeare wäre auch ziemlich entsetzt gewesen, so Spottiswoode, wenn er gewusst hätte, dass einige hundert Jahre später deutsche Grund- und LeistungskursschülerInnen, so auch die anwesenden ZuschauerInnen, seine Stücke lesen(müssen). Denn für ihn war der geschriebene Text einzig und allein für die Schauspieler da, damit diese ihn auf der Bühne zum Leben erwecken.
Dass auch ein Text über Shakespeare, der durch großes schauspielerisches Talent auf einer Bühne dargeboten wird, einen Mehrwert hat zu einem, der einfach nur gelesen wird, dafür war Patrick Spottiswoodes Vortrag auch dieses Jahr wieder der beste Beweis – hier waren sich alle anwesenden SchülerInnen und LehrerInnen ein weiteres Mal einig.

Impressionen