Aufführung des Aischylos-Theaters an unserer Schule
Nach rund zehn Jahren der Abstinenz gab es an unserer Schule in diesem Jahr endlich wieder die Möglichkeit, am Aischylos-Theater teilzunehmen. Aufgeführt wurde das Stück Antigone des griechischen Tragödiendichters Sophokles.
Bei diesem Projekt erstellen Schüler:innen von sieben Schulen aus der Euregio eine Aufführung eines klassischen Theaterstückes mit Hilfe eines professionellen Theaterregisseurs. Jede:r spricht in seiner Sprache, oft läuft die Übersetzung über Obertitel. An vier Wochenenden der Monate September `23 bis Januar `24 hat eine kleine aber engagierte Truppe unserer Schule (Klassen 9-Q2) die Aufführung erarbeitet und ist Ende Januar/Anfang Februar schließlich durch die Euregio getourt. In dieser Woche haben die Schüler:innen an sieben Abenden in den sieben verschiedenen Schulen in der Euregio das Stück aufgeführt und das Ergebnis konnte sich wirklich sehen lassen.
Es waren aufregende Wochenenden. Schon beim Kick-Off im September merkte man, was für Profis der Regisseur Sjeng Verheijden und sein Team sind. Nach einem spannungsgeladenen ersten Wochenende stand schließlich fest: Wir als einzige deutschsprachige Schule durften geich zwei Hauptrollen und einen kleinen aber feinen Chor stellen.
Die Probenwochenenden fanden in Maastricht statt und bereits auf den Zugreisen dorthin bemerkte man, wie die Gruppe unserer Schüler:innen über die Wochen immer fester zusammenwuchs. Auch in der bunten Truppe, die sich aus den anderen Schulen zusammenfand, ging man mit der Zeit immer herzlicher miteinander um. Zu Begrüßung und Abschied gab es Umarmungen, es wurde viel geredet (meistens auf Englisch), gelacht und immer fleißig geprobt. Die Proben waren voller überraschender Momente, manchmal auch anstrengend und frustrierend, wenn zum Beispiel wieder der Text nicht richtig saß. Mit Übung und der Zeit, die es nun einmal braucht, war aber schnell klar: Hier entsteht etwas ganz Besonderes!
Ende Januar war es schließlich so weit: Es ging auf große Tournee durch die Euregio. Auf internationalem Parkett konnten die Schüler:innen zeigen, dass eine zweieinhalbtausend Jahre alte Tragödie auch heute noch lebendig inszeniert werden und Menschen berühren kann: Das Drama handelt von der adligen Antigone, die ihren Bruder nicht bestatten darf, weil ihr Onkel Kreon, der Herrscher über Theben, es verbietet. Sie widersetzt sich dem hasserfüllten Onkel aber und bestattet ihn trotzdem. Der Onkel lässt nicht lange mit seiner Strafe auf sich warten, wirft Antigone öffentlich in Ketten und nimmt ihren Selbstmord im Verlies in Kauf. Viele wollen ihn umstimmen, sagen ihm, dass die Götter die Bestattung wollten, dass Antigone als liebenswerter Mensch befreit werden muss und Unheil über ihn und sein Reich hereinbricht, wenn er sie nicht befreit. Tatsächlich begehen nach Antigone auch Kreons Sohn und seine Ehefrau Selbstmord. Kreon endet als gebrochener Mann, der sein Handeln zutiefst bereut. Zur Orientierung liefen in Langerwehe diesmal keine Obertitel, sondern ein ausgedrucktes Sketchnote diente den Zuschauer:innen über die Vorstellung zur Orientierung. Musikalisch untermalt wurde das Stück von einem Orchester, das an späteren Proben eingebunden wurde und auch von einem unserer Schüler unterstützt wurde.
Dass die Woche den Schüler:innen vielleicht Anstrengung, in jedem Fall aber ein Engagement abverlangte, das höchstes Lob verdient, merkte man kaum. Auf den von Lehrpersonen begleiteten Busfahrten wurde gelacht, gesungen und in den Worten der Schüler:innen „Party gemacht“. Als der Vorhang nach den Vorstellungen fiel, fand sich die ganze Gruppe noch einmal auf der Bühne zusammen und performte zu den Songs Cotton Eyed Joe und Macarena – das war nicht mit Sjeng Vereheijden eingeprobt, sondern kam ganz aus dieser harmonischen Truppe heraus. Es wirkte aber nicht weniger professionell.
Das Ergebnis sprach für sich. Alle, die teilgenommen haben, werden diese Zeit in guter Erinnerung behalten. Schauspielerische und musikalische Talente wurden entdeckt und stolz präsentiert. Schüler:innen haben sich angefreundet. Es hat sichtlich Spaß gemacht und dabei hat jede und jeder zu einem großen Projekt beigetragen. Das kann man „gelebte Europaschule“ nennen.